15. Von Zwergen gemacht
Siebter September, Kazon
„Dieseit.“ Der Smut blieb stehen mitten im Schritt, Krah flatterte um Halt auf dem Seesack. „Das ist sie?“
Berrzak bleckte die Zähne, gelacht hatte er schon in Fischnetz. „Ganz recht, die Hundebunt. Nun komm.“ Im Hafen von Kazon nahm sich sein Schiff noch altvorderlicher aus als zwischen den Fischnetzer Kuttern, aber der Smut zeigte zu viel Entgeisterung. Vermutlich gehörte er tatsächlich zu DennDīnns Leuten, dann aber sollte er die Hundebunt kennen. An Gedächtnisverlust litt der nicht.
Zwei Piers weiter lag die Dreimalstark, davor entdeckte Berrzak Kandas dunklen Schopf. Diesen Burschen hätte er gern Freund Masten vorgeführt, doch vorerst fehlte die Zeit für ein Treffen. Vielleicht auf Rabazon. Vielleicht kam er dort nach all den Jahren dahinter, wie Masten das mit dem Saufen anstellte. Für den Fall. Schlug die Schatzfahrt fehl, blieb ihm wohl nur …
Am eigenen Liegeplatz tauschten die Männer das Mögacht mit dem Smut, Berrzak löste die Schiffssicherung und ging an Bord. Zum Einpflegen der Mannschaft blieb er neben dem Mast stehen, eine Gewohnheit von altersher. Heutzutage konnte er von überall auf das Schiffs-Kom zugreifen, der Bleimantel um den Mast hatte ausgedient, zur Abschirmung der Zwergenkraft genügte ein Hauch von Blech. Er betrachtete den Mastkasten, traditionelles Behältnis für eine Hopfendolde. Aberglaube hielt sich auch angesichts von Zwergenkram.
Anstandslos bestätigte das Schiffs-Kom die Kennziffer auf dem Fremdenschein des Smut und seine Aufgabe an Bord. Berrzak hatte schon Lotsen zum Beikoch umdeklarieren müssen, weil die Befähigung unter der Kennziffer nicht zu finden war, wiewohl ein Vaudekla vom nächsten Turm sie bestätigen konnte. Pitt wiederum war einst Hafenlotse gewesen, auf Sicht, er trug kein Kom. ‚Lotse‘ war ohne Spezifikation bei ihm vermerkt, er konnte als Seelotse fahren, kein Turm störte sich daran.
Kandas Kennziffer wusste Berrzak sofort, sein Kom schien wieder obenauf. Er meldete ihn als helfende Hand an, erhielt umgehend die Bestätigung. Hauwau, der Knabe war gut bestückt mit Einträgen. Berrzak sah sie in Summe, er hatte zu viel zu tun für eine Anfrage zu Einzelheiten.
„Hundebunt. Zweierlei Paprika. Passt.“ Der Smut maß die Schiffsfreiheit ab in Schritten, murmelte vor sich hin. „Aber wozu ein Zelt?“
„Hat sich selbst vergessen, nicht aber sein Können“, sinnierte Pitt hinter ihm her.
„Mir piepe, solang er nicht das Salz vergisst.“ Perri. „Eintopf-Paule bleibt uns erspart, aber was ist das bitte für ein Pott.“ Krah kam aus dem Dunkel gefallen. „Heda!“ Krah ließ sich nicht stören, zerrte Perri den Berrgar schief.
„Eine Zurechtweisung“, lachte Pitt. „Hast schlecht gesprochen vom Schiff.“
„Schiff freigegeben“, sagte Berrzak. In einer Kabine der Hundebunt hatte er das Austernfieber überwunden, und das zwanghafte Grübeln über DennDīnns Nachricht. Seitdem mochte er den Pott. Perri würde sich eingewöhnen.
„Meine schöne Koje“, klagte Homme, als falle ihm das erst jetzt ein. „So viel Arbeit, alles für die Fische.“
„Vielleicht schreibt dir einer und bedankt sich.“ Kanda, zurück vom Bewundern, er packte Homme an der Schulter, rüttelte kurz. „Nimms nicht krumm, Freund Homme. – Du, Bootsmann. Warum haben wir kein Schiff wie die Dreimalstark?“
Perri war mit Kieksen beschäftigt, er konnte nicht antworten. Berrzak wusste, über Homme lachte er nicht gern, schon gar nicht über das Unglück der Dragendöter. Freund Perri hatte die Fassung verloren überm Dankesbrief vom Fisch, der ein hübsches Wrack zu schätzen wusste, und über Kanda, dem Verlust für einen Scherz gut war.
„Blendwerk“, sagte Pitt. „Die Dreimalstark läuft aus mit fünf Segeln, vier davon holt sie ein noch innerhalb der Fünfzig-Meilen-Zone.“
„Warum dann das Ganze?“
„Oh Kanda, du bist Quartmatrose, was fragst du wie ein Riffpinkler.“ Homme, entrüstet. „Hiffen heißt das Gewächs, du erinnerst dich?“
„Klar doch.“ Kanda ließ ein Lächeln aufstrahlen. „Gönns mir. Jeder erklärts anders, das macht meinen Horizont breit.“
Er plappert, um sich abzulenken, sagte Jorrgen im Kom, Berrzak zuckte zusammen. Auf der Pier stutzte Homme, warf ihm einen Blick zu, als habe auch er es gehört. Mögacht Jorrgen, sagte Berrzak, ebenfalls im Kom. Hab geglaubt, du bist fortgegangen mit der Dragendöter. Keine Antwort.
„Was gibt’s da zu erklären.“ Pitt, Stirn gerunzelt. „Ein Kom-Mast genügt. Wir fahren mit Zwergenkraft, vom Segeln verstehen wir nichts mehr.“
„So meint er’s nicht“, sagte Perri zu Pitt, wandte sich an Kanda. „Es sieht schön aus. Deshalb greinen altgediente Matrosen, wenn beim Hundwirt die Segel von der Decke hängen. ‚Vollzeug ist des Fängers Freud‘, so geht das Sprichwort, und doch hat die Dreimalstolz bei gutem Wind zwei Dutzend Segel gesetzt. Kannst sie dir ansehen, im Bilderhaus auf Rabazon.“
„Kann er sich sparen“, bemerkte Pitt, „die Dreimalstark ist ein Nachbau.“
Ringleute. Bevor sie ums Leben liefen, leerten sie den Krug und brachten das Schnacken zuende. Berrzak derweil wehrte einem Anflug von Wehmut. Kimrak von Dreiland war kein schlechter Mensch gewesen, und die Dragendöter ein stattlicher Zweimaster. Homme hatte auf jeder Fahrt die Schnitzereien an seiner Koje erweitert.
„Mosch, was stehn wir hier. Der Große Durst ist im Bezirk.“ Ausgerechnet Homme besann sich als erster, schulterte sein Gepäck und ging an Bord..
„Tau ho, im Fänger / Im Fänger, tau ho!“ Kanda folgte ihm, lachte entzückt, als von den Schiffen ringsum das Tau ho! zurückkam. Allenthalben lebte Gesang auf, dieser Knabe taugte nicht zur Kom-Stütze, aber er brüllte gut, und das alte Fahrtenlied sprach vom Verrecken im Fänger. Da floh eins lieber vorm Durst.
Eine Meldung vom nächsten Turm erschien im Kom. Quarantäne für Kazon ab dem ersten Seuchenfall außerhalb des Bezirks. Sonst ab Sonnenaufgang. Wir bilden Konvois. Erste Route: Holzland. Zweite Route: Norrfesch. Dritte …
Meldung an Helfer. Läutrerbezirk abriegeln.
Befestigt gegen Eindringlinge war der Bezirk gut genug. Da wollten welche raus, deshalb ging die Meldung an alle.
… zuletzt gesehen in der Kerzenziehergasse, bitte um …
… fünfte Route: Rabazon, über Mittland und Spiel. Sechste …
„Hört her.“ Berrzak hob sich aus dem Nachrichtenstrom. „Smut, komm bei. Legt euer Zeug ab. Bringt, was ihr kriegen könnt. – Smutje?“
„Nück-nück-nück, wo steckt der Koch?“, Kanda sang wie beim Kinderspiel, „Na wo wohl.“
Wie aufs Stichwort entließ die Kombüse den Smut, der schaute belämmert. Homme musste lachen, Perri und Pitt grinsten.
„Smut. Welche Pfandleihe?“, fragte Berrzak.
„Die mit dem Kochladen“, sagte der Smut, „sie liegt am Kleinen Markt.“
Berrzak dröhnte das Kom im Gemenge aus Gehilfen aller Zünfte, Ziegengespannen, Kneipenhunden im Tragegeschirr, verstörten Haustieren, Hafenkindern und Helfern. Vor ihm trabte der Smut.
Da drüben klirrten Verschriebene, die Pflicht rief sie in den Bezirk, vereinzelt spürte er Zwerge, irgendwo einen Kapitän, überall Kazondger. Nirgends Vaudekla, die hatten in den Türmen zu tun. An zwei Schiffsbedarfshandlungen kamen sie vorbei, verrammelt mit Holzläden und Eisengittern, Kunden oder Plünderer ließen Unmut aus daran.
„… zweierlei Paprika …“ Der Smut versuchte, ihm mit zurückgewendetem Kopf etwas mitzuteilen, rannte in einen Brauknecht.
„Hch - ah!“ Das Omrakfass auf der Brauknechtschulter krachte gegen das des Hintermannes, das Geräusch setzte sich fort. Die Reihe der Träger kam zum Halten, balancierte die Last aus, keuchte ihren Sprechgesang. Versperrte den Abzweig einer Gasse.
„Verholt, da müssen wir lang!“, rief der Smut. „Was treibt ihr hier zu Fuß?“
„Können Karren fliegen?“, grinste der Mann hinterm ersten Brauknecht. „So liefern wir schneller.“ Knuffiges Gesicht, seine Nase strebte nach droben.
„Aus dem Weg, Sprotte“, sagte der Anführer, „oder wir spülen dich weg.“
„Omrak-Flut.“ Der Smut schmachtete das Fass an. „Schöner Tod.“
Was reimte der jetzt, der Anführer glotzte, Berrzak wurde im Gedränge mitgezogen, fand einen Prellstein, stellte sich drauf, hielt Ausschau, ob er seinem Koch zu Hilfe eilen musste.
„Omrak-Flut“, der Hintermann stampfte den Rhythmus, „schöner Tod“, die übrigen Brauknechte fielen ein, der Smut trat zur Seite. Nur der Anführer verharrte, die Zähne gebleckt, unfähig zu entscheiden, ob er zum Kampf herausgefordert sei. "Omrak-Flut!" Singend rammte der Hintermann das Fass des Anführers, die Reihe kam in Bewegung, gab die Gasse frei.
Der Smut schloss zu Berrzak auf, ohne nach ihm suchen zu müssen. Auch dazu reichte sein Rauschen aus. „Schräges Geröchel.“
Als hätte der noch nie Stauer bei der Arbeit gehört. „Ist wegen der Last“, Berrzak stieg vom Prellstein, „reguliert den – Holla!“, er umrundete aneinandergebundene Schafe, unterm letzten krabbelte ein Kind. Abtauchen, rausziehen, wo schrie eine? Da, er drückte ihr das Kind in den Arm. Die Frau schrie lauter.
„War wohl nicht ihrs.“ Augenblicklang ging der Smut neben ihm, wurde abgedrängt.
Genug davon. „Wir treffen uns dort“, rief ihm Berrzak hinterher.
Vor der schmalen Front von Gamberts Kochzeug pflügte unter Einsatz von Faust und Stimme eine Gestalt mit Deckelmütze durch die Menge. War der glattweg vor ihm da, Berrzak schob sich in sein Kielwasser, erreichte dicht hinter ihm den Eingang.
„Kundschaft!“, schrie der Smut in die Sprechklappe, „Zwei Mann!“
Der Gehilfe am Durchguck ließ ihn ein, hinterm Türspalt ragten in Magenhöhe Eisenstacheln aus dem klobigen Kopf eines Knüttels. Ein zweiter Gehilfe hielt ihn mit beiden Händen. „Mögacht allerseits.“
„Ein Zwergenmetzler. Mögacht.“ Respektvoll schlängelte sich der Smut daran vorbei, sagte zu jemandem im Laden: „Mögacht, Gambert, wir kommen um meine Kiste.“
„Mögacht, Smut“, ließ sich Gambert vernehmen, „die Karre ist verkauft.“
Der mit dem Zwergenmetzler ließ Berrzak passieren, auch seine Nase strebte nach droben. Der andere Gehilfe drückte die Tür zu. Zersplittertes Holz am Rahmen zeugte vom Einsatz des Streitkolbens, den sein Träger nun freudig betrachtete. „Von Zwergen gemacht, nicht für Zwerge gedacht.“
„Verbreitetes Missverständnis“, nickte sein Kumpel. „Bleib hier, ich packe die Kiste auf.“ Er ging vorbei am unbesetzten Verkaufstresen und an geschätzt drei Spannen Regal voller Kupferzeug, verschwand im Durchgang daneben.
„Das ist gutes Eibenholz von Mittland, sieben Jahre gelagert.“ Der mit dem Metzler senkte den Kopf der Keule in eine Metallschale. „Siehst du, so muss ich nur den Schaft halten und hab ihn doch parat.“
„Was du alles kannst“, staunte der Smut. „Eben hab ich einem Brauknecht ein Lied beigebracht, er trägt deine Nase und singt wie eine Pumpe bei Niedrigstand.“
„Mein Bruder, der freut sich. Das ewige Hch - Ah steht ihm sonstwo.“
Berrzak griff sich Topf und Kelle aus dem Regal, brachte beides zusammen. „Smutje. Schwing die Hufe.“
„Full ack, Kapitän.“
In Berrzaks Gedengel mischten sich Lachlaute, das kam vom Tresen, er schaute dahinter.
„Mögacht, Kapitän.“ Gambert hockte auf einem Schemel, einen Krug auf dem Knie abgestützt, ein Fässchen neben sich.
Berrzaks Kom war doch noch zu Streichen aufgelegt, er hatte niemanden gespürt. „Berrzak von Oosland. Mögacht, Gambert.“
Derweil war der Smut am Regal entlangmarschiert, ohne das teuer schimmernde Material darin zu beachten. Das Gestell reichte nicht ganz bis zum Durchgang, der Smut trat durch die Lücke, sein Begehr stand wohl auf der Rückseite.
Der andere Gehilfe kam mit einer mächtig großen, von Gurten auf einer Karre gehaltenen Kiste aus dem Lager. „Soll ich sie aufmachen, Kapitän?“
Berrzak winkte ab, erkundigte sich bei Gambert nach der kleinsten Standardgröße Zwergentuch.
„Gib mir ein paar Stunden Zeit“, meinte Gambert, Berrzak schüttelte den Kopf, „und einen sehr dicken Münzbeutel“, grinste Gambert. „Ansonsten hast du ja das Zelt.“
Der Gehilfe war mit seiner Fracht ebenfalls durch die Lücke neben dem Regal rangiert, in der Tür quietschte die Sprechklappe. „Mach auf, ich bin der Küchenmeister.“
Der Metzler spähte durchs Guckloch. „Von wem?“
„Vom Inselverwalter.“
„Bist du nicht, den kenn ich.“ Pompf, Klappe zu. „Lügenbrut“, grollte der Metzler.
Berrzak musste lachen, sein Urpap war einer letzten amtierenden Inselverwalter gewesen.
„Kundschaft!“
Der Mann wurde eingelassen, löste ein Pfand aus. Gambert rief ins Lager, schnackte mit dem Kunden, bis ein dritter Gehilfe mit einer Kiepe erschien. Der Kunde schlüpfte ins Tragegestell, Gehilfe und Metzler schleusten ihn hinaus.
Keine Meldung vom Smut, nur ein seltsam fern klingendes Rumpeln. Dann legte sich auch das. „Smutje“, rief Berrzak, „hast du alles?“
„So schnell geht das nicht“, Gambert rappelte sich auf. „Auch wenn er oft hier war und die Ware kennt.“ Er trank aus, nahm einige Dinge aus einem der Tresenfächer, kam hervor.
„Auf-ma-chen, auf-ma-chen!“, draußen skandierten Leute.
„Meine Karre lasst an der Pier stehen, Festmachen nicht vergessen. Hier.“ Gambert gab Berrzak ein Schnappschloss mit Kette. „Weiß nicht, was die Krakeeler da draußen wollen. Ich führe Kasserollen, da bringst du einen Hammel drin unter, aber ich hab nichts für rein. Hier gibts nur Pfandware und Kochzeug.“
„Der Metzler hält sie dir vom Leib“, sagte Berrzak. „In der Kiste ist ein Zelt?“
„So nennt es der Smut“, nickte der Händler, „der Gehilfe vom Krugwirt auch. Sagt ihr so unter Seeleuten?“
Zelte wurden auf Luxusyachten aufgeschlagen, zum Schutz von Lagersekt, Kaviar-Ringen und Passagieren. Berrzak wusste keine Antwort.
Gambert zuckte die Schultern. „Die Größe weiß ich nicht, aber vortreffliche Qualität. Mach dich gefasst auf zweierlei Paprika.“
Die schon wieder, hatte der Smut Gewürze in sein Zelt gewickelt? Die Früchte? – Alberne Geschichte, aber fester Stoff taugte als Notsegel, auch wenn das Herrichten viel Arbeit machte.
„Dann mal los.“ Gambert hängte sich einen Münzbeutelgurt um, griff nach einer Tafel, auf der er Zahlen notiert hatte, wanderte am Kupferzeug entlang. Sah sich nach ihm um. „Wir müssen nach hinten. Meinst du, mein Laden endet hier?“
Berrzak folgte ihm in die Lücke, sie tat sich auf zu einem Gang. Regal um Regal mit Kochzeug ließen sie links liegen, gingen unter Türstürzen durch, deren Tiefe von Brandmauern sprach. Gamberts ‚Laden‘ war um ein Mehrfaches länger als das Haus am Kleinen Markt.
Endlich wurde aus dem Gang eine Rampe, unten im Hof legte der Smut letztes Begehr - Berrzak riss die Augen auf - zu den Gerätschaften in einem mittelgroßen Handwagen. Daneben standen Lattenkisten, Strohsack und Schemel bereit. An der Wagendeichsel hielt sich der Gehilfe fest, sah der Keule zu, die der Torwächter durch die Luft schwang.
Gambert hockte sich hin, ließ sich anreichen vom Smut. „Bratpfanne, Viereck in Gusseisen, geriffelter Boden, Deckel mit Luftregler. Sehr gut erhalten.“ Er nannte den Preis.
„Ja“, sagte Berrzak, sagte Ja auch zum Fleischtopf, rund mit Deckel, zur Kasserolle mit Stiel, zu den Schüsseln und Sieben, den Kellen, zu allem. Was wusste er von Kochbedarf.
Hinter Berrzak sicherte der Torwächter die Holzpforte von innen. Vor ihm äugte der Smut an der Ladung vorbei, lavierte mit der Karre ins Getriebe der abschüssigen Gasse. Drei Lattenkisten hatten Gamberts Gehilfen auf der Kiste mit dem Zelt festgezurrt, ein Rührlöffel ragte heraus, auf dem hockte Krah, zupfte an den Strohhalmen.
Ein Hafenkind löste sich aus der Menge, blieb neben Berrzak stehen. „He, Olker.“ Scheinbar unbeteiligt schaute es von ihm weg, statt sich seines Auftrags zu entledigen. Eins von der olkenhassenden Sorte.
„Berrzak von Oosland fragt. Nachricht von DennDīnn?“
„DennDīnn sagt: Warte auf Rabatz.“ Das Wesen spuckte aus, Mann oder Frau, was immer, Hafenkinder unterschied eins am Grad der Gereiztheit.
Ein Huhn kam vorbeigepickt, das Hafenkind trat danach, schrilles Gackern. Eine Karre musste halten, der Kärrner schrie das Huhn an, das Huhn hielt dagegen. Berrzak öffnete Pap Perris Ringebeutel, ohne ihn ans Licht zu fördern, wühlte nach kleinen Münzen.
DennDīnns Bote blieb stumm.
„Mehr nicht?“, fragte Berrzak.
„Mach schon.“ Das Hafenkind streckte die Hand flach aus, hielt sie in Bauchhöhe.
Berrzak hätte sich vor ihm verbeugen müssen, um den Botenlohn höflich hineinlegen zu können, er verlagerte sein Gewicht, warf, traf, erhielt ein „Olkenorsen!“, dann kam der Schienbeintritt. Berrzak wich nicht aus.
Ein Ächzen wie das der Brauknechte, das Hafenkind hielt sich den Fuß, kreischte, als Krah an seinem Gesicht vorbeizischte, der Vogel vermied haarscharf die Holzbohlen von Gamberts Pforte, schwang sich auf.
„Mosch! Pfeif deinen Jakob zurück“, das Hafenkind presste den Rücken ans Holz, rutschte daran herunter, den Kopf mit den Armen geschützt.
Den Versuch wars wert, Berrzak pfiff. Krah drehte ab. Beigebracht hatte Berrzak ihm das nicht, auch keinen Angriff im Sturzflug. Ein so hassgetriebenes Hafenkind war wohl auch Krah noch nicht untergekommen.
Störte es sich an seiner Kleidung? Berrzak wartete, bis es ein Auge riskierte, lupfte den Saum der Yachtmannshose. Der Stiefelschaft wurde sichtbar, zur Mannschaft der Weißer Schwan hatte auch ein experimentierfreudiger Bordschuster gehört.
Das Hafenkind starrte die Stahlschiene an.